Am Europäischen Holocaust Gedenktag für Sinti und Roma gedenken wir heute der 4.300 Sinti und Roma, die vor 79 Jahren in Auschwitz ermordet wurden. Die Nacht vom 2. August auf den 3. August 1944 war der grausame Kulminationspunkt des Porajmos, des nationalsozialistischen Völkermordes an 500.000 Sinti und Roma in Europa. In Erinnerung an diesen Tag hat das Europaparlament den 2. August zum offiziellen Gedenktag ernannt.
Im Rahmen meiner Delegationsreise zum Gedenktag besuche ich gestern und heute die Gedenkstätte Auschwitz, in der am gestrigen Nachmittag eine erste ergreifende, sehr persönliche, kleinere Gedenkzeremonie stattfand. Heute folgte die zentrale internationale Gedenkfeier. Besonders bewegt und mit Demut erfüllt haben mich hierbei die Worte der Überlebenden Gerda Pohl. Nach Jahren der Stigmatisierung, Ausgrenzung und Angst gelang es ihr und ihrer Familie, der Verfolgung seitens NS-Deutschlands durch Versteck und Flucht zu entkommen.
Die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma wurde nach dem Zweiten Weltkrieg lange verschwiegen, verdrängt und nur schleppend aufgearbeitet. Die rassistische Diskriminierung und Stigmatisierung von Sinti und Roma hält stattdessen bis heute an – ihre Lebenssituation ist vielerorts von strukturellem und tief verwurzeltem Antiziganismus geprägt, der ihre gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft verhindert. Auch hieran erinnerten Gerda Pohl und weitere anwesende Vertreter*innen der Sinti und Roma im Zuge der Gedenkveranstaltung. Höchst eindrucksvoll auch das Engagement der Jugendgedenkinitiative „Dikh He Na Bister“.
Ich verneige mich vor dem Mut und unermüdlichen Engagement, mit dem sie alle sich für die Erinnerung an die an ihnen und ihren Vorfahren begangenen Verbrechen sowie den noch immer verbreiteten Antiziganismus einsetzen. Dem Völkermord an den Sinti und Roma zu gedenken, muss auch für uns bedeuten, nicht nur an vergangenes Leid zu erinnern, sondern den alltäglichen brennenden Antiziganismus jeden Tag entschieden zu ächten und politisch zu bekämpfen.