In den vergangenen Wochen habe ich zahlreiche Wuppertaler Einzelhändlerinnen und –händler besucht, um direkt mit den Betroffenen selbst über ihr Sorgen und die gravierenden Einschränkungen zu sprechen. Auf Einladung der Inhaberin der „Damenmoden am Kirchplatz“, Viki Turzynski, habe ich das geschlossene Geschäft besucht und viele Kritikpunkte aus der Praxis des Einzelhandels diskutieren können.
So sind viele Einzelhändlerinnen und –händler gezwungen, bereits die dritte Kollektion innerhalb eines Jahres abzuschreiben. Hunderte unverkäufliche Artikel blockieren die Lager und verhageln das Geschäft. Angesichts offener Wettbüros und ausgeweiteter Sortimente in den Drogerien wünschen sich viele Einzelhändler nachvollziehbarere und gerechtere Vorgaben vonseiten des Landes. Hinzukommen muss eine klare Öffnungsperspektive und auch weitere finanzielle Hilfen.
Dafür habe ich Verständnis. Aus den zahlreichen Gesprächen mit Wuppertaler Einzelhändlern und –händlerinnen kristallisiert sich die schlimme Lage der Branche, diese muss sich ändern. Solidarische Leistungen, wie das Spenden neuer, unverkaufter Waren, dürfen in einem sozialstrukturierten Staat nicht mit Nachteilen verbunden werden. Erfreulicherweise erweisen sich die Überbrückungshilfen, den Spendenmissstand ausgeschlossen, für die Meisten als hilfreich und bisher ausreichend um über die Runden zu kommen.
Den dringlichen Wunsch nach einer Öffnungsperspektive habe ich nicht nur in dieser Branche häufig vernommen. Modekollektionen müssen ein halbes Jahr im Voraus bestellt werden, Andere brauchen Möglichkeiten zum Planen. Fehler in der Kommunikation der Maßnahmen, falsche Hoffnungen und Ängste, dürfen nicht weiter geschürt werden.
Gemeinsam mit den Händlerinnen und Händlern, der Kultur, Gastronomie und vielen weiteren Betroffenen müssen wir Zukunftsaussichten schaffen und somit frühzeitig Planung ermöglichen. Die Perspektivlosigkeit muss ein Ende haben. Dies ist eine komplexe und nicht zu unterschätzende Forderung, aber in Kooperation mit den direkt Betroffenen und der Politik ist das durchaus machbar.