Etwa 100 geladene Ehrenamtliche aus der gesamten Wuppertaler Stadtgesellschaft diskutierten beim Frühstücksdialog des Wuppertaler Bundestagsabgeordneten Helge Lindh mit dem Ex-Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs, über Strategien zur Verteidigung des Ehrenamts vor rechtsextremistischen Unterwanderungsversuchen. Ziebs war mit Wirkung zum 31. Dezember 2019 nach massiven Attacken auf seine Person und seine Familie vom Präsidentenamt des Feuerwehrverbandes zurückgetreten. Mehrmals hatte er unmittelbar zuvor seine Warnung an die Feuerwehren bekräftigt, dass AfD-nahe Kreise in den Strukturen des Verbands Fuß zu fassen drohten. Im Rahmen der Dialogveranstaltung sprach Lindh stellvertretend für alle Ehrenamtlichen der Stadt den Anwesenden seinen Dank aus. Zur gemeinsamen Veranstaltung resümiert Lindh:
„Das große Interesse an der heutigen Veranstaltung zeigt zweierlei: Wir haben ein Problem, kennen aber auch einen Teil der Lösung. Wenn selbst Ehrenamtliche, die bisher von rechtsextremistischen Angriffen verschont geblieben sind, sich ernsthaft mit den Umständen rund um den Rücktritt Hartmut Ziebs beschäftigen müssen, haben wir ein ernstes Problem. Die Tausenden Ehrenamtlichen, die in Wuppertal aktiv sind, zeigen aber schon, dass sie rechtsextremistische Tendenzen in ihren Vereinen niemals zulassen werden. Ihr seid Teil der Lösung. Es war mir eine Ehre, einem Teil von Ihnen heute stellvertretend Danke sagen zu können.
Mit Hartmut Ziebs ist es gelungen, eine herausragende Persönlichkeit im Kampf für eine demokratische Kultur und Zusammenhalt zur gemeinsamen Diskussion zu gewinnen. Sein Rücktritt bewegte auch heute noch sichtlich viele Gäste. Die Hintergründe seines Rücktritts sind immer noch inakzeptabel. Er hat vollkommen recht, wenn er sagt: „Die Feuerwehr ist der Garant der Sicherheit aller Menschen. Wenn Helfer erst nach der Gesinnung der Geretteten fragten, haben wir ein Problem.“ Der anhaltende Tatendrang Hartmut Ziebs für die Feuerwehr und unsere Gesellschaft ist beeindruckend und vorbildlich!
Politik steht in der Verantwortung, den richtigen Rahmen für ehrenamtliches Engagement zu schaffen. Ehrenamtliche müssen sicher sein vor Gewalt, sie brauchen Ansprechpartner in den Verwaltungen, insbesondere Einsatzkräften in THW und Feuerwehren sind wir zudem eine angemessene Ausrüstung schuldig. Doch es ist nicht allein die Politik, die „liefern“ muss. Politik ist kein Lieferdienst: Jede und jeder muss sich fragen, was getan werden muss, um das gesellschaftliche Klima im positiven zu verändern. Angriffe auf Ehrenamtliche und eine erstarkende Rechte lassen sich nicht per Dekret verhindern!
Der Vormittag stimmt dennoch vorsichtig optimistisch: Wuppertals Stadtgesellschaft, seine Vereine, Feuerwehren und bürgerschaftlichen Initiativen leben vom Kleingarten bis zum Rettungsdienst vor, wie Zusammenhalt organisiert werden kann. Der heutige Vormittag hat gezeigt, wie die Ehrenamtlichen in unserer Stadt über Vereins-, Partei- und weltanschauliche Grenzen zusammenstehen. Ihnen gilt mein größter Dank und Respekt!“