„Wuppertaler gehen nicht. Wuppertaler rennen nicht. Wuppertaler tanzen.“ Auf diesen Umstand habe ich die Gäste aus der ganzen Welt anlässlich der Eröffnung des Dancescreen 2019 + Tanzrauschen Festival im REX aufmerksam gemacht. Als Schirmherr durfte ich dieses internationale Tanzfilmfestival intensiv begleiten – auch mit einer Liebeserklärung an den Tanz, den Tanzfilm und an meine Stadt. Neben der Liebe darf man aber nicht die „Sünde“ vergessen, z.B. die Sünde des Neids, Neid auf das ehemalige Tanztheatermitglied Paul White, Moderator des Openings, ob seiner motorischen und athletischen Fähigkeiten. Und auch die „Sünde“ des Nationalen, das heutzutage allzu sehr wieder gefeiert wird. Die finnische „Nationalität“ prägte aber durchaus u.a. mit Jukka Rajala-Granstubb und Tero Saarinen den Festivalstart.
Da ich als Sohn eines finnischen, genau: finnschwedischen Vater dennoch nicht mehrsprachig aufwuchs, wurde ich kein Kosmopolit, sondern nur, wie türkische Freunde sagen, eine Kartoffel. Tanzrauschen sorgt dafür, dass aus der Kartoffel ein Kosmopolit werden kann.
Tanzfilm findet sich schon in der Geburtsstunde des Filmes und bedeutet letztlich „bewegte Bilder von bewegten Menschen“. Die deutsche Sprache hilft, diese Magie zu begreifen: „Ich bin bewegt, ich bin berührt“.
Pina Bauschs legendäre Szene der seriellen Umarmung der Liebenden in „Café Müller“ gibt eine Ahnung, was Bewegung und Berührung vermögen. Ebenso wie die atemberaubend rücksichtsvolle, innige, behutsame Weise, wie ein altes Ehepaar sich in einem Café in Linz am Rhein begegnet, inmitten anstürmender Touristengruppen.
Tanzfilm schafft etwas ganz Neues, das weder auf Film noch auf Tanz zu reduzieren ist. In einer Zeit, die nach Reinheiten und klaren Trennungen schreit, ist dies das Gegenteil. Ein Hybrid, eine Fusion, eine Grenzüberschreitung.
Nichts ist rein, aber alles ist Tanzrauschen!
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