Nachlese zur Auftaktveranstaltung „Weimarer Republik“

„Berlin ist nicht Weimar“ oder doch? Wer sind wir, und wer wollen wir sein?
Was bedeutet der Rückblick auf die Weimarer Republik heutzutage? Was bringt uns der Vergleich der „Weimarer Verhältnisse“ mit der Realität der Berliner Republik? War der demokratische Aufbruch von 1919 überhaupt zu retten?

Zu diesen spannenden Fragen durfte ich als Schirmherr der „Weimarer Runde“ den Eröffnungsvortrag zur Vortragsreihe „Weimarer Republik“ in der Seniorenresidenz Laurentiusplatz halten. Das Gedenken an Weimar wird seit den 1990er Jahren immer differenzierter: Die Republik war mehr als eine gescheiterte Verfassung – es ging um Grundrechte, Gleichheit, Solidarität.

Keine Verfassung – auch nicht das Grundgesetz – wird jemals eine Garantie auf demokratische Verhältnisse für alle Zeiten geben können. Zu einfach macht sich’s, wer Weimar nur vom Scheitern her begreift. Wir haben die Komfortzone längst verlassen und müssen tagtäglich für den Erhalt demokratischer Errungenschaften streiten. Gleichzeitig muss die Demokratie sich weiterentwickeln, auf der Höhe der Zeit bleiben und den Menschen verschiedene Formen der Beteiligung bieten.

Dennoch: Der Vergleich zu Weimar darf nicht überstrapaziert werden, ein Vergleich ist nur solange wertvoll, wie er über bloße Gleichmacherei hinaus geht. Viele Faktoren, wirtschaftliche Krisen, polarisierte Außenpolitik, fragmentierte und polarisierte Parteienlandschaft, machten die Krise von Weimar möglich.

Kurzum: 100 Jahre Ausrufung der Weimarer Verfassung sollten wir zum Anlass nehmen, den Stärken und Hoffnungen der Republik zu gedenken und uns daran zu erinnern, wie fragil eine demokratische Staatlichkeit sein kann.