Pressemitteilung: „Gleichwertige Lebensverhältnisse auch in der Kinderbetreuung“

Helge Lindh, Wuppertaler Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Innenausschusses äußert sich nach seinem Besuch im offenen Ganztag in der Thorner Straße kritisch-optimistisch zum Ausbau der Ganztagsbetreuung:

„Eigeninitiative – das ist der prägnante Begriff, der meinen Schulbesuch an der Grundschule Thorner Straße und dem dazugehörigen offenen Ganztag der Caritas gut umschreibt. In enger Abstimmung mit der Schule sorgt das Betreuungsangebot der Caritas dafür, dass die jungen Schülerinnen und Schüler auch nach dem Unterricht betreut werden können. Eine Grundvoraussetzung für Chancengleichheit für Kinder und Geschlechtergerechtigkeit im Erwerbsleben.

 

Träger des offenen Ganztags leisten Eindrucksvolles für die Stadt

Wir müssen aber nicht lange um den heißen Brei herumreden: Der Stand des Ausbaus des Offenen Ganztags lässt zu wünschen übrig. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der OGS in der Thorner Straße haben mir eindrucksvoll gezeigt, was trotzdem möglich ist. Durch multifunktionale Raumnutzung kann der offene Ganztag weitergehen. Das ist eine große Leistung und beeindruckend zu sehen. Denn auch in Wuppertal ist der Ausbau in vollem Gange und steht vielerorts in den Startlöchern, dank des nachdrücklichen Engagements von Sozialdezernat und Oberbürgermeister.

 

Kommunen müssen Eigeninitiative unterstützen, dürfen aber nicht abhängig werden

Und was tut „die“ Politik? Auf allen Ebenen setzen sich Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten für einen schnellen – und qualitativen – Ausbau des Offenen Ganztags ein: Die Stadt schafft stetig neue Plätze, leider aber auch auf Kosten der Eltern, wie das „schwarz-grüne Kernbündnis“ im Rat durchsetzen konnte. Eigeninitiative ist unerlässlich, die Erbringung essentieller staatlicher Leistungen darf aber nicht vom Engagement Einzelner abhängen und auch nicht von den Eltern, sondern von der Gesamtgesellschaft finanziert werden. Deshalb ist das Engagement des Bundes so wichtig.

 

Bund steht in der Pflicht und handelt

Denn Bildung und Betreuung sind kein Wuppertaler Problem, es ist ein landes- und bundesweites. Deshalb haben wir bereits zu Beginn der Legislaturperiode mit Familienministerin Franziska Giffey durchsetzen können, dass zusätzliche 2 Milliarden Euro bis 2021 in den Ganztagsausbau fließen. Das Geld wird dringend benötigt. Das Land NRW, das für Bildungspolitik letztendlich zuständig ist, muss ebenfalls seine Anstrengungen ausweiten. Es kann nicht sein, dass Eltern und Kinder in finanzschwächeren Kommunen schlechtere Ausgangsbedingungen haben als anderswo! Wir brauchen gleichwertige Lebensverhältnisse auch in der Kinderbetreuung. Im Gespräch mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort wurde zudem deutlich, dass die Strukturen des Offenen Ganztages auf Landesebene grundsätzlich überarbeitet werden müssen. Der Offene Ganztag ist aktuell nicht im Schulgesetz verankert und hat somit nur provisorischen Projektcharakter. Dies hat zur Folge, dass es landesweit keine einheitlichen Qualitätsstandards im OGS-Bereich gibt. Das Land NRW ist gefordert, sich dieser Problematik anzunehmen und den Ganztagsschulen einen klaren Bildungsauftrag zu geben.

 

Der Besuch in der Thorner Straße zeigte mir erneut, für wen Politik da sein muss. Für die Betreuerinnen und Betreuer im Offenen Ganztag, für die Eltern, für die Kinder.“