Ja, jetzt kommt wieder ein längerer Text. Ich freue mich über jede und jeden, der sich die Zeit nimmt und drüber liest. Für alle, die es kürzer mögen: Politische Bildung immunisiert vor allem junge Menschen gegen populistische und extremistische Tendenzen und schützt damit auch die Demokratie. Hören wir einander zu – hören wir vor allem jungen Menschen zu – denn wessen Stimme Gehör findet, der muss nicht zum radikalen Lautsprecher greifen.
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„Nichts gefährdet die liberale Demokratie so sehr wie Gleichgültigkeit“, das sagt der sozialdemokratische Spitzenkandidat für die anstehenden Europawahlen Frans Timmermans. Und er hat Recht. Wir dürfen gegenüber unserer Demokratie nie gleichgültig sein. Wir dürfen gegenüber keinem der jungen Menschen gleichgültig sein, der oder die sich radikalisiert. Deshalb beschäftigten wir uns passend zum 70-jährigen Jubiläum des Grundgesetzes in der AG Demokratie damit, wie wir unsere freiheitliche Demokratie vor extremistischen Bedrohungen verteidigen können.
Die vermeintlich einfache Antwort: Politische Bildung immunisiert vor allem junge Menschen gegen populistische und extremistische Tendenzen und schützt damit auch die Demokratie. In diesem Punkt waren sich unsere Gäste in der AG Demokratie Prof. Dr. Sabine Achour und Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), einig. Aber was genau ist „politische Bildung“? Wo sollte sie stattfinden? Wer sollte sie vermitteln? Angesprochen fühlen müssen wir uns alle: Eltern, Lehrende, Politiker/innen.
Prof. Dr. Sabine Achour forscht zu diesem Thema und weist darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler, die nicht auf das Gymnasium gehen, schon in jungen Jahren bei der politischen Bildung abgehängt werden – und diesen Rückstand wahrscheinlich nie wieder werden aufholen können. Thomas Krüger, stellt zusätzlich die These auf, dass die Fokussierung der Schulen auf PISA und die MINT-Fächer zu einer weiteren Vernachlässigung der politischen Bildung geführt hat.
Doch wer die Jugend abschreibt oder ihnen vorwirft, unpolitisch zu sein, macht einen kapitalen Fehler: Junge Menschen interessieren sich sehr wohl für Politik und sie engagieren sich leidenschaftlich – das haben nicht zuletzt die Fridaysforfuture-Demos und die regen Debatten zu Artikel 13 gezeigt. Hier müssen wir ansetzen. Wenn Schulen, Bildungsinitiativen und die Politik sich der medialen Nutzung der jüngeren Generationen anpassen und die Sprache und Ansprache ändern, dann steigt auch der Beteiligungswille. Und auch zu Hause am Küchentisch sollten wir aufmerksam zuhören und diskutieren. Denn wessen Stimme Gehör findet, der muss nicht zum radikalen Lautsprecher greifen.
Vielen Dank an unsere Gäste für die spannende Einblicke in Forschung und Praxis und an alle Abgeordneten und Mitarbeitenden für das zahlreiche Erscheinen. Ich freue mich auf die nächste Sitzung!
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Mit: Ulrike Bahr, Yasmin Fahimi, Susann Rüthrich, Daniela De Ridder, Elisabeth Kaiser, Johannes Schraps
