Aufgabe von Politik ist es nicht, nach Wählerstimmen zu schielen, sondern dort hinzuschauen, wo es weh tut und wo die Bruchstellen der Gesellschaft sind. Deshalb habe ich mich besonders gefreut, dass mir die Diakonie Wuppertal letzte Woche einen Einblick in die Arbeit der Unterstützungsangebote für wohnungslose Menschen gegeben hat. Dr. Martin Hamburger (Diakoniedirektor Wuppertal) und Cornelia Lieto (Bereichsleiterin Gefährdetenhilfe) haben mich durch das Diakoniezentrum Friedrich von Bodelschwingh in der Oberstraße geführt, das u. a. aus einer zentralen Beratungsstelle, einem stationären Wohnheim und der Tagesstätte „Café Oberstübchen“ besteht. Der Ansatz der Diakonie ist einfach wie überzeugend: Es geht nicht darum, über Lebenswege zu richten, die Menschen zu missionieren oder sie in ein Korsett zu zwingen, sondern ihrer Würde Geltung zu verschaffen und sie so anzunehmen, wie sie sind. In dieser Weise gestalten sie auch das Wohnheim, das über 45 Wohnplätze verfügt und durch einen hohen Hygiene- und Einrichtungsstandard auffällt. Mein erster Eindruck war, dass sich die Menschen hier wohlfühlen und die Diakonie eine vorbildliche Arbeit leistet. Beeindruckt hat mich auch die angenehme Atmosphäre im Café Oberstübchen. Dieses bietet tagsüber allen Menschen die Möglichkeit, preiswert zu essen, die Wäsche zu waschen, Kontakte zu knüpfen oder im Gemeinschaftsraum Ruhe zu finden. Das Angebot der Beratungsstelle umfasst individuelle Hilfestellungen, wie z. B. Unterstützung bei der Wohnungssuche und bei der Beantragung von finanziellen Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes, Vermittlung an Hilfeeinrichtungen und die Einrichtung einer postalischen Meldeadresse. Über 1400 Wuppertalerinnen und Wuppertaler nehmen pro Jahr diese Unterstützungsangebote in Anspruch – eine Zahl die stark steigt und sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt hat! Wer davon spricht, dass es diesem Land zu gut geht, sollte sich dies vor Augen führen. Auch in Wuppertal werden die Schattenseiten des Wohnungsmangels sichtbar und betroffen sind vor allem diejenigen, die in schwieriger finanzieller oder sozialer Lage sind.
Diakoniezentrum Friedrich von Bodelschwingh – Unterstützungsangebote für wohnungslose Menschen
