Der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Helge Lindh (SPD) lud am Donnerstag zu einer Fraktion-vor-Ort-Veranstaltung zum Thema „Wir-Gefühl in einer vielfältigen Gesellschaft?“ Im Vordergrund der Veranstaltung stand die Frage, wie wir als Gesellschaft künftig zusammenwachsen und die gesellschaftlichen Spannungen überwinden wollen. Mit Dr. Eva Högl, stellv. Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Uwe-Karsten Heye, Staatssekretär a.D. und Vorstandsvorsitzender des Vereins „Gesicht Zeigen!“ sowie Hans-Jürgen Lemmer, Ressortleiter „Zuwanderung und Integration“ der Stadt Wuppertal, gelang es Lindh, spannende Gäste für das Gespräch zu gewinnen. Auch viele Wuppertalerinnen und Wuppertaler folgten seiner Einladung in den bis auf den letzten Platz gefüllten Kontakthof.
Der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete führte die Gäste als Moderator durch den Abend. In seiner Anmoderation ging Lindh vor allem auf den gegenwärtigen politischen Diskurs in Deutschland ein: „Wenn es die Flüchtlinge nicht gäbe, müsste die Populisten sie erfinden, um Spaltung und Missgunst in der Gesellschaft zu säen, statt konstruktiv politisch zu arbeiten.“
Nach kurzen Impulsreferaten der Podiumsgäste kam das Publikum zu Wort und beteiligte sich im Folgenden auch sehr rege an der Diskussion. Viele Wortbeiträge aus dem Publikum zielten darauf ab, zu betonen, dass die Migrationsdebatte viel zu negativ besetzt sei. Die positiven Migrationsgeschichten würden viel zu wenig erzählt. Das sollte zumindest an diesem Abend anders sein. Viele Gäste aus dem Publikum teilten gute Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen mit Geflüchteten sowie Migrantinnen und Migranten aus Ihrem persönlichen Leben.
Auch Dr. Eva Högl bemängelte, dass viel zu selten über positive Beispiele der Integration gesprochen werde und bedankte sich ausdrücklich für die vielen positiven Impulse und Gegenbeispiele aus dem Publikum: „Rechtspopulisten instrumentalisieren die wichtige Integrationsarbeit für den Zweck, die Gesellschaft zu spalten. In der politischen Debatte ist es aber dringend notwendig, die positiven Beispiele sichtbarer zu machen. Dies heißt nicht, dass alles schöngeredet werde soll. Wir müssen auch schonungslos über die Fehler sprechen. Außerdem müssen wir wissen, wer in unser Land kommt und wir brauchen klare Regeln für Einwanderung“.
Hans-Jürgen Lemmer berichtete von seiner Arbeit als Leiter des Ressorts Zuwanderung und Integration. Wuppertal gelte inzwischen bundesweit als Modellprojekt für gelungene Integrationsarbeit. Über 96 Prozent der Geflüchteten in Wuppertal seien in Wohnungen untergebracht. Auf dem Höhepunkt des Flüchtlingszuzugs habe dieser Wert bei lediglich rund 80 Prozent gelegen. Lemmer betonte dabei das außerordentliche zivilgesellschaftliche Engagement in der Stadt: „Die Unterbringung der Geflüchteten haben wir in Wuppertal nur deshalb so gut gemeistert, weil uns viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer dabei unterstützt haben“. Ferner betonte Lemmer die Vorteile der Zuwanderung. Die Stadt profitiere davon. Zuwanderung sichere die Zukunftsfähigkeit Wuppertals, da die Menschen, die in die Stadt kommen, jung und motiviert seien. Außerdem sei Wuppertal durch die Einwanderung seit langer Zeit wieder eine wachsende Stadt.
Uwe-Karsten Heye bezog sich auf die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland, Europa und in der Welt. Er sehe die große Gefahr, dass der Rechtspopulismus der CSU und AfD eine rechtsextreme Grundhaltung in Deutschland zementiere. Die europäische Entwicklung, wie wir sie aktuell insbesondere in Polen oder Ungarn erlebten, bereite ihm in dieser Hinsicht große Sorgen: „Was die CSU da treibt, ist ein Anschlag auf die demokratische Kultur in diesem Land“, so Heye. Abschließend lobte Uwe-Karsten Heye den Austausch mit dem Publikum: „Es war schön, von Ihnen Ermutigung bekommen zu haben“.
Helge Lindh schloss den Abend mit einem Appell: „Etwas kann man von den Feinden der Demokratie lernen: nicht zu leise zu sein. Wir müssen lauter sein als die Hetzer und Populisten. Lasst uns laut für unsere Demokratie fechten!“